Die virtuelle Rekonstruktion der Siegener Synagoge
Stein für Stein wird die Siegener Synagoge am Computer wieder zusammengefügt.
Wie in Warschau soll auch in Siegen in jiddischer Sprache, also mit hebräischen Buchstaben, das Wort „Liebe“ aufleuchten.
Die Multimedia-Installation mit der virtuellen Rekonstruktion der Siegener Synagoge ist also nicht allein dem Erinnern an etwas Vergangenes gewidmet, sondern zugleich auf die Gegenwart und Zukunft bezogen – gemäß Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt, der einmal gesagt hat, statt von der „Gegenwart der Vergangenheit“ zu sprechen solle man lieber von der „Zukunft der Vergangenheit“ reden. In diesem Sinne ist auch das Siegener Projekt in die Zukunft gerichtet.
Die an der virtuellen Rekonstruktion der Siegener Synagoge beteiligten Künstlerinnen und Künstler stehen mit ihrer Kunst und mit ihrem Leben dafür, dass ein solches Miteinander möglich ist: Das Projekt ist eine deutsch-polnisch-ungarische und zugleich jüdisch-christliche Co-Produktion.
Die Künstler stammen aus Ländern, in denen wie in Ungarn und Polen nationalistisch-autokratische Regierungen die Demokratie in autoritäre Staatsformen umwandeln und in denen – wie auch in Deutschland – der Antisemitismus in alle Bevölkerungsschichten eindringt. Das Projekt ist also auch als Warnung und Mahnung vor wachsender Judenfeindschaft gedacht – eingedenk der Worte des Literaturnobelpreisträgers Hermann Hesse: „Es kommt alles wieder, was nicht bis zu Ende gelitten und gelöst ist.“
„Das Projekt zeigt, dass Kunst die Kraft hat, uns zum Erinnern zu nötigen, in uns Hoffnung zu erwecken, in uns Heilung zu bewirken und uns zu einer größeren Liebe aufzurufen.“
Frederick Whittaker, US-amerikanischer Holocaust-Experte
Blick hinter die Kulissen: Virtuelle Rekonstruktion der Siegener Synagoge (Making of)
„Erinnern allein genügt nicht. Erinnern muss immer mit Empathie verbunden sein. Diese Empathie kann vor allem mit künstlerischen Projekten erweckt werden, denn Kunst kann in besonderem Maße jene Gefühle hervorrufen, die Voraussetzung für Empathie sind. Kunst kann Erinnerungen zurückbringen, Hoffnung geben, inspirieren und heilen. Wo es Empathie gibt, herrscht keine Angst mehr.
Wenn wir uns nicht den Erinnerungen stellen, bürden wir die Lasten den nächsten Generationen auf. Sie werden Probleme haben. Ihre Kinder werden Probleme haben.“
Gabriela von Seltmann